Am 18. Oktober 2025 öffnete Mannheim seine Türen für ein Ereignis, das sowohl Geschichtsinteressierte als auch Freunde symbolischer Systeme, hermetischer Traditionen, freimaurerischer Forschung und ritueller Kultur gleichermaßen anzog. Die WSG-Abordnung RheinMain hat sich in den letzten Jahren durch gut besuchte Veranstaltungen, thematische Schwerpunkte und eine besonders breitenwirksame Öffentlichkeitsarbeit hervorgetan. Die Wahl Mannheims als Schauplatz des Kolloquiums ist dabei auch kein Zufall:
Mannheim ist eine Stadt der Aufklärung, der Musik, der Ideenkultur – und mit dem nahgelegenen Schwetzinger Schlossgarten zugleich ein Zentrum symbolischer Gartenarchitektur.
Die Wolfstieg-Gesellschaft lud zu einem ganztägigen, öffentlichen Präsenz-Kolloquium samt freimaurerischer Führung in dem o.g. Garten ein. Während viele Organisationen dieser Art in den letzten Jahrzehnten zunehmend auf digitale Räume ausgewichen sind, setzt die Wolfstieg-Gesellschaft bewusst auch auf physische Präsenz, Diskussionen von Angesicht zu Angesicht und gemeinsames Erleben. Ein Kolloquium dieser Art ist – im wahrsten Sinne – eine Einladung, sich auf die Spuren des Menschseins, der Symbolbildung und der Einweihungstraditionen mit freimaurerischen Schwerpunkt zu begeben.

Ab 9:30 Uhr strömten die ersten Gäste in das Logenhaus, viele aus dem Rhein-Main und Rhein-Neckar-Gebiet, andere aus Berlin, München, Köln oder dem benachbarten Ausland, wie z.B. Belgien. Die Atmosphäre war lebendig und heimelig. Man spürte sofort: Dies ist keine nüchterne Konferenz, sondern ein Tag, an dem unterschiedliche Welten zusammenfinden – Freimaurer, Kulturinteressierte, spirituelle Sucher und viele, die zum ersten Mal eine Veranstaltung dieser Art besuchen.
Axel Klitzke ist ein bekannter Forscher im deutschsprachigen Raum, wenn es um die Architektur, Symbolik und mathematisch-geometrischen Geheimnisse des Alten Ägypten geht. Seine Ansätze bewegen sich zwischen historischer Recherche, mathematischer Analyse und hermetischer Deutung.
Der Vortrag spannt einen weiten Bogen:
- Die Pyramiden als Resonanzräume
Klitzke erläutert, wie architektonische Formen Klang, Frequenz und Atmosphäre beeinflussen können. - Symbolische Bedeutung der Einweihung
In den Mysterientraditionen galt Ägypten lange als „Land der Einweihung“. Welche Spuren davon lassen sich heute noch finden? - Einweihungsprozesse und Bewusstseinsarbeit
Was ist „Einweihung“ aus Sicht der alten Priesterkultur?
Welche Entwicklungsschritte wurden symbolisch durchlaufen? - Die Pyramiden als Orte einer jahrhundertelangen Nutzung
Statt Bauwerke, die nur wenige Jahrzehnte genutzt wurden, beschreibt Klitzke die Pyramiden als Langzeit-Module spiritueller Praxis.
Der zweite Vortrag war über das Bildbewusstsein und Meditationsarbeit innerhalb der freimaurerischen Ritualistik und Symbolik von Dr. Carl Happich. Dieses Thema steht im Zentrum vieler freimaurerischer Traditionen – und zugleich im Fokus moderner Bewusstseinsforschung. Dr. Happich, dessen Werk posthum gewürdigt wird, war Psychiater, Psychotherapeut, Dozent, Gynäkologe und Freimaurer bzw. Vorsitzender Gründungsmeister der Darmstädter Freimaurerloge „Zum flammenden Schwert“.
Giovanni Grippo, der aktuelle (16.) Nachfolger von Dr. Carl Happich im Amt des Logenmeisters in Darmstadt, trug Dr. Happichs Ansatz vor, der davon ausging, dass Symbole bewusstseinsverändernde Werkzeuge sind. Sie wirken nicht nur als kognitive Reize, sondern als innere Brücken- und Trägerbilder, die etwas im Menschen auslösen können. Ein freimaurerisches Ritual begünstigt die Aufnahmefähigkeit der Botschaften solcher Symbole.
Die ersten beiden Vorträge sowie die freimaurerischen Führung durch den Schwetzinger Schlossgarten sind auf dem WSG-Youtube-Kanal zu finden.
Der dritte Vortrag, der von Dr. Sybille Hanka, lud nicht nur zum Zuhören, sondern zum Erleben ein. Sein Titel: Die Reise zum Ort ohne Zweifel – eine praktisch-meditativ-rituell-hypnotische Übung bezeichnet einen Zustand tiefer innerer Kohärenz. Ein Zustand, in dem:
- Intuition und Verstand zusammenarbeiten,
- innere Spannungen gelöst werden,
- die Wahrnehmung klarer wird,
- und ein Gefühl von Gewissheit entsteht.
Dr. Hanka führte durch eine praktische Sequenz: leichte hypnotische Trance, inneres Reisen, symbolische Imagination, rituelle Elemente. Damit wurde die Grenze zwischen Vortrag und Workshop überschritten – und das Kolloquium erhält eine körperlich-innere Dimension, die lange nachwirkt.
Die einstündige Pause diente nicht nur der körperlichen Versorgung, sondern vor allem dem Gespräch. Es war genau diese Mischung – wissenschaftlich, spirituell, historisch, persönlich –, die das Kolloquium so fruchtbar macht. So gestärkt konnte es zum benachbarten Schwetzingen gehen. Treffpunkt war vor der Kasse am Schloss Mittelbau. –– Der Schwetzinger Schlossgarten gehört zu den bedeutendsten Gartenanlagen Europas – ein Gesamtkunstwerk aus Landschaftsarchitektur, Philosophie, Geometrie und Symbolik.
Grippo verbindet kunsthistorisches Wissen mit tiefem Verständnis freimaurerischer und hermetischer Symbolstrukturen. Seine Führungen gelten als Höhepunkt jeder Veranstaltung, weil sie die Besucher die Landschaft sehen lernen.
Das öffentliche Präsenz-Kolloquium der Wolfstieg-Gesellschaft in Mannheim war damit viel mehr als nur ein Programmpunkt im Kalender. Es war ein Beitrag zur kulturellen Erinnerung – und eine Einladung, die Welt wieder als symbolischen, vielschichtigen, lebendigen Raum zu begreifen. Ein gelungenes Ereignis sowie eine freimaurerische Bereicherung für die Teilnehmenden und Nachwelt.


