Großer Saal im Palais Hirsch:
Am Sonntag, den 13. Juni 2021 fand im Palais Hirsch in Schwetzingen – dem Wohnsitz des Freimaurers und Paters Franz Joseph Fegely – das zweite Freimaurer-Kolloquium statt. Es war komplett ausgebucht. Das Hygienekonzept erlaubte nur eine gewisse Teilnehmerzahl, so dass leider auch einigen absagt werden musste.
Das Kolloquium der Wolfstieg-Gesellschaft war thematisch auf den Minerva-Tempel ausgerichtet. Der Tempel ist das älteste Gebäude des Parks und das Giebelfries entspricht einer Beschreibung aus einer freimaurerischen Verräterschrift von 1746. Bei der darauffolgenden Führung wurde der Tempel und das Giebelfries ausgiebig unter die Lupe genommen und die beim Kolloquium gewonnenen Erkenntnisse nachverfolgt.
Für das Freimaurer-Kolloquium konnten folgende Experten gewonnen werden:
- Markus G. Schlegel (Abordnungsleiter der Wolfstieg-Gesellschaft): Kurze Geschichte der Freimaurerei und die Besonderheit der deutschen Großlogen
- Dr. Monika Scholl-Frey (Kunsthistorikerin, Offenburg): Eine kulturhistorische Betrachtung des Minerva-Tempels in Schwetzingen
- Nadine Grimmig (Magistra Artium, Heidelberg): Mythologische Betrachtungen zur Gottheit Minerva im Kontext des 18. Jahrhundert
- Giovanni Grippo (Vorsitzender Freimaurer-Meister, Darmstadt): Freimaurerisches Konzept einzelner Gartenbereiche des Schwetzinger Schlossgartens
Der Vortrag von Dr. Michael Rohschürmann „Die Schwetzinger Gartenmoschee und ihre Bezüge zu islamischen Vorbildern“ fiel aus.
Die Vortragenden von links nach rechts: Markus G. Schlegel, Nadine Grimmig und Giovanni Grippo
In der skandinavischen Freimaurerei und in der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland steht der I. Aufseher rechts und der II. Aufseher links vom Aufzunehmenden. Links – im nördlichen Boskett – befindet sich der Galatea-Brunnen und die Pan-Statue und rechts – im südlichen Boskett – befindet sich der Minerva-Tempel und der Lykische Apoll. Der I. und II. Aufseher sowie der Vorsitzende Meister bilden eine Trias, die in einigen Freimaurer-Systemen die Form eines Dreiecks innehat und mit drei Säulen assoziiert wird. Das spiegelt sich in gleicherweise im Kreisparterre des Parks wider.
Minerva-Tempel im Schwetzinger Schlossgarten
Eine langdiskutierte Hypothese bleibt die Frage nach dem »Wie« der Garten im Sinne seiner Gestalter zu begehen ist. Aufgrund der obigen Beispiele mit dem Bellevue und dem Hirschbrunnen ist deutlich erkennbar, dass ein großer Teil oder vielleicht sogar der gesamte Gartenkomplex bestimmte Sichtachsen vorgibt, die freimaurerischen Handlungen zugeordnet werden können.
Die Schwetzinger Zeitung berichtete ebenfalls über das zweite Freimaurer-Kolloquium: Freimaurer-Botschaft am Minerva-Tempel
Der Kurfürst folgt durch diese opulente freimaurerische Gartengestaltung und ausgeklügelten Thematisierung der Aufforderung, der ganzen Welt die Freimaurerei zugänglich zu machen, was erklären würde, warum der Garten auch den Bürgern offenstand. Der freimaurerischen Aufgabenstellung folgend, die ganze Welt über die hehren Ziele der Freimaurerei zu unterrichten und ihre Lehren allseits bekannt zu machen, kommt der Kurfürst wortwörtlich nach; besonders dann, wenn er sich selbst als jener flammende Stern, Morgenstern, Leitstern inszeniert, der durch den Garten führen möchte und schließlich zur Gartenmoschee, dem jüngsten Gebäude des Parks, führt.
Es war eine rundum gelungene Veranstaltung.